Flusskrebse in der Schweiz

In der Schweiz gibt es nach aktuellem Wissensstand in der freien Natur acht verschiedene Flusskrebsarten. Neben den vier einheimischen Arten, die als gefährdet (Edelkrebs) respektive stark gefährdet (Dohlenkrebs und Steinkrebs) und vom Aussterben bedroht (Italienischer Dohlenkrebs) gelten, gibt es vier exotische Arten. Der ursprünglich aus Südosteuropa stammende Galizischer Sumpfkrebs und die drei amerikanischen Arten (Signalkrebs, Kamberkrebs und Roter Amerikanischer Sumpfkrebs). Diese stellen für unsere heimischen Arten ein Problem dar. Unsere einheimischen Bestände nehmen seit mehreren Jahrzenten ab und zahlreiche Populationen sind bereits verschwunden oder es gibt nur noch kleine isolierte Reliktpopulationen.

Aus diesem Grund wurde vom Bundesamt für Umwelt (BAFU) der "Aktionsplan Flusskrebse Schweiz" (2011) konzipiert, der praktische Massnahmen vorschlägt, mit denen einheimische Bestände erhalten und die Ausbreitung invasiver Arten gebremst bzw. gestoppt werden sollen (Stucki & Zaugg, 2011).



Einheimische Arten:
Edelkrebs Dohlenkrebs Italienischer Dohlenkrebs Steinkrebs
Edelkrebs, Dohlenkrebs, Italienischer Dohlenkrebs und Steinkrebs.
Fotos: © Roggo (roggo.ch)
Nicht einheimische Arten:
Galizischer Sumpfkrebs Signalkrebs Kamberkrebs Roter Amerikanischer Sumpfkrebs
Galizischer Sumpfkrebs, Signalkrebs, Kamberkrebs und Roter Amerikanischer Sumpfkrebs.
Fotos: © Roggo (roggo.ch)

Weitere zu erwartende Arten

Aufgrund der Beliebtheit von Flusskrebsen in der Aquaristik kann man davon ausgehen, dass bald auch weitere exotische Flusskrebse im Freiland auftauchen werden (Patoka et al., 2014), wie dies bereits in Deutschland mit dem Marmorkrebs (Procambarus fallax forma virginalis) passiert ist (Wendt, 2010). Diese Art ist besonders invasiv, da sie sich parthenogenetisch fortpflanzt (Scholz et al., 2003) und zusätzlich Krebspestüberträger ist (Keller et al., 2014). Aber auch australische Arten der Gattung Cherax wurden schon gefunden (Stucki & Zaugg, 2005). Der Kalikokrebs (Orconectes immunis) ist eine weitere aus Amerika importierte Art, die dabei ist sich im Rhein auszubreiten (Gelmar et al., 2006). Er ist auch als Überträger der Krebspest bekannt (Schrimpf et al., 2013).

Das Halten von nicht einheimischen Flusskrebsen in der Schweiz ist per Gesetz verboten (Verordnung (VBGF) vom 24. November 1993).

Das Bundesamt für Umelt (BAFU) hat zu diesem Thema eine Infoblatt herausgegeben: BAFU, 2016. Einsatz von Süsswasserkrebsen in einem Aquarium.


Quellen:

Gelmar C., Pätzold F., Grabow K. & Martens A. (2006). Der Kalikokrebs Orconectes immunis am nördlichen Oberrhein: ein neuer amerikanischer Flusskrebs breitet sich rasch in Mitteleuropa aus (Crustacea: Cambaridae). Lauterbornia 56: S.15–25.

Keller N.S., Pfeiffer M., Roessink I., Schulz R. & Schrimpf A. (2014). First evidence of crayfish plague agent in populations of the marbled crayfish (Procambarus fallax forma virginalis). Knowledge and Management of Aquatic Ecosystems, 414 (15): 8 S.

Patoka J., Kalous L. & Kopecký O. (2014). Risk assessment of the crayfish pet trade based on data from the Czech Re- public. Biological Invasions 16:S. 2489–2494.

Scholtz G., Braband A., Tolley L., Reimann A., Mittmann B., Lukhaup C., Steuerwald F. & Vogt G. (2003). Parthenogenesis in an outsider crayfish. Nature 421: S. 806.

Schrimpf A., Chucholl C., Schmidt T. & Schulz R. (2013). Crayfish plague agent detected in populations of the invasive North American crayfish Orconectes immunis (Hagen, 1870) in the Rhine River, Germany. Aquatic Invasions, 8: S. 103-109

Stucki P. & Zaugg B. (2011). Aktionsplan Flusskrebse Schweiz. Artenförderung von Edelkrebs, Dohlenkrebs und Steinkrebs. Bundesamt für Umwelt, Bern. Umwelt-Vollzug Nr. 1104: 61 S.

Wendt W. (2010). Erstnachweis des invasiven Marmorkrebses, Procambarus fallax (Hagen, 1870) f. virginalis, für Sachsen-Anhalt. Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt, 47: 54-60.